Und wieder früh aufstehen. Heute ist es soweit: Wir verlassen Nürnberg, machen einen kurzen Zwischenstopp für ein paar Tage in Kassel und dann geht am Mittwoch der Flieger in Richtung Thailand. Gut, dass wir fertig sind mit der Wohnung...Nicht!
Überall herrscht völliges Chaos, das Auto mit unserem letzten Hab und Gut ist noch nicht beladen, die Küche gleicht einem Kleinwarenladen und der Akkuschrauber, mit dem ich das Bett auseinanderbauen möchte, hat auch langsam aber sicher keine Lust mehr.
Akku getauscht, schon ist das Bett zerlegt und Melli (mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Mom) randaliert lautstark im Arbeitszimmer oder was davon noch übrig geblieben ist. Kaum eine Minute später klingeln überpünktlich die Nachmieter mit einer Armee von Helfern. Innerhalb von nicht ganz 20 Minuten sind ein großer Transporter und vier Autos von fünf schrankähnlichen, gutgelaunten Herren entladen („Für a gscheite Brotzeit machen mer eurn Umzug a, wenn’s zurückkommt“) und eine Horde von Frauen beginnt mit dem Auspacken der Kartons. Schnell bringen wir unseren gesamten Kram im Arbeitszimmer in Sicherheit.
Im nächsten Augenblick wird klar: Das passt niemals alles ins Auto! Das gefühlte 1000ste Mal überlegen wir, was doch noch in Nürnberg im Keller bleiben kann, was unbedingt mit muss und fangen zweifelnd an, das kleine Auto in einen Transporter zu verwandeln. Als nach gefühlten zwei Stunden Tetris-Spielen alles verladen ist, hat Melli auf dem Beifahrersitz drei Taschen auf dem Schoß, zwei Kartons im Fußraum und wir sitzen beide aufrecht mit dem Gesicht von innen an die Windschutzscheibe gepresst – das wird bestimmt eine gemütliche Fahrt nach Kassel...
Mit strahlendem Sonnenschein zeigt sich Nürnberg an unserem letzten Tag von seiner besten Seite. Bewaffnet mit unserem Leergut watscheln wir hoch zum Supermarkt, um uns in die Schlange am (vollen oder defekten?) Leergutautomaten einzureihen. Mit fränkischem Charme kommentiert ein älterer Herr die Situation treffend: „Allmächt, die schaß Dinger sind aber a immer voll oder im A***“. Dazwischen verteilt ein kleines Mädchen, völlig unbeobachtet von ihrer Mutter, ihren Joghurt mit Schokoperlen im gesamten Vorraum und leckt sich immer wieder die Finger ab, wenn es scheinbar die richtige Mischung auf dem ach so sauberen Fliesenboden gefunden hat. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das alles bereits in den nächsten Wochen vermissen werde.
Leicht geschafft aber gutgelaunt geht’s mit Babs, Melli’s Mom, zum ausgiebigen Frühstücken auf eine Sonnenterrasse direkt an der Pegnitz. Die nächsten drei Stunden heißt es: Frühstück genießen (gibt es in Asien wirklich nur Reis mit scharfer Sauce morgens?) und im Food-Koma nicht vom Stuhl rutschen! Kurz vergessen wir, was alles noch in den nächsten Tagen so auf uns wartet und genießen die langersehnte Schlüsselübergabe.
Am späten Nachmittag sagen wir mit fünf starken Tassen Kaffee dem Koma den Kampf an, um uns halbwegs wach ins Auto zu quetschen. Dieses bietet uns nach wie vor so viel Platz wie eine Öldose eingelegten Sardinen und ich werde die gesamte Rückfahrt beten, dass der Kofferraumdeckel geschlossen bleibt, aber wir haben alles dabei! Ein paar Tränchen später sind wir auf der Autobahn und winken Nürnberg im Rückspiegel. Mit leichtem Kloß im Hals fahren wir in Richtung Kassel und haben gleichzeitig beide den Eindruck, als würden wir nur übers Wochenende zu Besuch fahren – wirklich begreifen, was da gerade passiert, werden wir vermutlich erst in einigen Wochen.
Lust auf mehr? Hier findest Du Bilder von unserer Abreise.
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