Als uns der Wecker um 6 Uhr morgens aus dem Schlaf riss, nahmen wir ein tosendes Rauschen wahr. Der Blick aus dem Fenster bestätigte unsere Vermutung. Es schüttete aus Eimern. Perfekte Voraussetzungen also für unsere drei- bis achtstündige Fahrt mit dem Boot von Siem Reap nach Battambang (über die Dauer der Reise gingen die Meinungen der Einheimischen deutlich auseinander). "Was für ein Mist!", fluchten wir. Jedoch machte uns die Wetterlage auch Hoffnung, dass wir nicht wie viele andere Reisende in die Bredouille geraten würden und aufgrund eines zu niedrigen Wasserspiegels unentwegt zwischen Boot und Bus hin und her wechseln müssten, was die Fahrt laut zahlreicher Berichte im Internet verständlicherweise recht beschwerlich machen würde und uns schon fast davon abgehalten hätte, die Strecke auf dem Wasserweg zurückzulegen. Zuversichtlich machten wir uns fertig.

Der Ticketverkäufer im Reisebüro sagte uns, dass wir zwischen 7:00 und 7:20 Uhr an unserem Gästehaus abgeholt werden - Kambodscha-Zeit. Das Boot sollte um 7:30 Uhr fahren - Kambodscha-Zeit. Die Fahrt zum Pier sollte ca. 20 Minuten dauern. Wenn wir nicht abgeholt werden sollten, wurden wir vermutlich vergessen (na das waren ja gute Aussichten...). Er gab uns eine Telefonnummer für den Notfall mit. Nun gut. Wird schon schief gehen, dachten wir uns. 

Tatsächlich wurden wir um 7:15 Uhr im strömenden Regen von einem Mini-Bus abgeholt. Voll besetzt mit ausgeklappten Sitzen im Mittelgang des Busses kamen wir 20 Minuten später am Pier an. Mit unserer Ankunft hörte es plötzlich auf zu regnen. Was für ein Glück! "Pünktlich" um 7:45 Uhr legten wir mit einem blauen Boot, das mit Holzbänken und roten Sitzauflagen ausgestattet war, ab und düsten los.

 

 

 

 

Im strahlenden Sonnenschein fuhren wir über den Tonle Sap See, der seine Fläche während der Regenzeit verfünffacht und zum größten Süßwassersee Südostasiens anschwillt. Wir fuhren durch Sumpfgebiete und schmale Flussarme, lagen auf dem Dach unseres Bootes in der Sonne und genossen die Aussicht auf die wunderschöne Landschaft. Und plötzlich entdeckte ich in der Ferne freudestrahlend ein schwimmendes Dorf. Ich war ganz aus dem Häuschen! Denn neben Angkor Wat stand ein Ausflug von Siem Reap zu den Floating Villages ganz oben auf unserer Must See-List. Aufgrund der hohen Preise hatten wir eine Tour jedoch wehmütig ausfallen lassen. Zwar konnte man bereits für 29 USD oder 38 USD eine halbtägige Tour zu den schwimmenden Dörfern Chong Khneas und Kompong Phluk buchen, jedoch hatten wir gelesen, dass diese touristisch sehr überlaufen und wenig authentisch sind. Daher kam dies für uns schon mal nicht in Frage. Für eine Tagestour in das abgelegenere, wohl weniger touristische Floating Village Kompong Khleang hätten wir jedoch 72 USD auf den Tisch legen müssen. Dies konnte ich als Finanzministerin nach mehrmaliger Prüfung unseres Reisebudgets jedoch schweren Herzens nicht freigeben. Umso mehr freuten wir uns, dass wir am Ende doch ein schwimmendes Dorf zu Gesicht bekamen. Und es kam noch besser: unsere Weiterfahrt entpuppte sich als wahre Ausflugsfahrt durch UNZÄHLIGE Floating Villages.

 

 

 

 

 

 

Vom Dach unseres Bootes aus beobachteten wir das rege Treiben. Wir entdeckten schwimmende Supermärkte, Friseursalons und Werkstätten sowie bellende oder schlafende Hunde auf den "Terrassen" bzw. Bootsanleger der Häuser. Teils trieben die Häuser einfach auf dem Wasser, teils waren sie auf Stelzen gebaut. Longtail-Boote dienen dort als Verkehrs- und Transportmittel und diese wurden gekonnt von jung und alt durch den Fluss manövriert. In einem schwimmenden Restaurant legten wir eine kurze Mittagspause ein und konnten das Leben dort hautnah mitverfolgen.

 

 


 

 

 

Auf der Weiterfahrt winkten wir den einheimischen Passagieren der unzähligen Boote, die uns entgegen kamen, duckten uns vor Zweigen und Ästen, die uns in den engen Flussarmen entgegenschlugen, bremsten für vorbeifahrende Fischerboote, die sich mühsam an unserem Boot vorbei hangelten und legten kurze geplante Stopps ein, um die Schiffsschraube im Rückwärtsgang von den Schlingpflanzen zu befreien, die sich in der Schraube verfangen hatten.

 

 

 

 

Es gab auch einen ungeplanten Stopp, bei dem wir auf Grund liefen und das Boot erst einmal wieder befreit werden musste, was glücklicherweise schnell und erfolgreich vonstatten ging. Ansonsten verlief die Fahrt ohne weitere Zwischenfälle.

 

 

 

Wir genossen den Blick auf die beeindruckende Landschaft und beobachteten neugierig das Leben der Menschen auf dem Wasser und am Flussufer. Das rege Treiben nahm zu je weiter wir in die Nähe von Battambang kamen. Dies hing vermutlich mit dem Ende des Pchum Ben Fests zusammen, an dem die Khmer aus den Städten zu ihren Familien in die ländlichen Dörfer reisen und sich an den religiösen Stätten versammeln, um zu beten und den Verstorbenen zu gedenken.

 

 

 

 

 

 

 

Dementsprechend leer war auch die Stadt Battambang, als wir dort nach der siebenstündigen Bootsfahrt ankamen. Zu Fuß machten wir uns hungrig in Richtung Zentrum auf und suchten verzweifelt nach etwas zu essen. Zufällig stießen wir auf ein kleines, schönes Café, das Choco L'Art Café, wo wir uns erst einmal gestärkt haben und das kostenlose Internet nutzten, um uns eine Unterkunft für die nächsten Tage zu suchen. Eingecheckt haben wir schließlich im Royal Hotel, wo wir nach einiger Verhandlung ein schönes, großes Zimmer mit eigenem Balkon erstehen konnten. Wir waren gespannt, was uns in den folgenden Tagen in dieser ausgestorbenen Geisterstadt wohl erwarten würde.

 

Lust auf mehr? Hier findest Du unsere Bilder der Bootstour.


Für Entdecker: Royal Hotel, Choco L’Art Café auf TripAdvisor

  

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