Auch wenn dies sicherlich der ungefähr hundertmillionste Reisebericht über Angkor Wat und seine Tempelstadt sein dürfte und vermutlich unzählige Berichte aufgrund vieler Hintergrundinfos etwas fundierter sind, so möchten wir dennoch über unseren Besuch des Angkor Archaeological Parks einige Worte verlieren, da uns dieses Erlebnis das ein oder andere Mal sprachlos vor Staunen und Faszination gemacht hat! Oder anders ausgedrückt: "Da kriegste’ den Mund nicht mehr zu!"

Jeder hat bestimmt schon öfter Bilder und Dokus gesehen bzw. gelesen und kann mit dem Namen "Angkor Wat" etwas anfangen. So sind auch wir natürlich nicht ganz unbedarft morgens um 9 Uhr in unser Tuk Tuk zu unserem Driver "Ry" gestiegen, um uns die große Tagestour vorzunehmen.

 

Mit dem Tuk Tuk durch das ehemalige Khmer-Reich

Die "Grand Tour" haben wir über unser Hostel, das Cashew Nut Guesthouse, mit einem ihnen bekannten und vertrauten Fahrer gebucht, geht (je nachdem wann man los möchte) am frühen Vormittag los und dauert ca. acht Stunden. Sie kostet insgesamt 20 USD (auch für 15 USD erhältlich, wie wir im Nachhinein entdeckt haben), darin enthalten ist allerdings nicht das Ticket für die Angkor Tempel. Die große Tour beinhaltet beinahe sämtliche Tempel, abgesehen von den Haupttempeln Angkor Wat und Angkor Thom sowie Ta Prohm, in dem schon Angelina Jolie als Tomb Raider über die großen Steinskulpturen und Baumwurzeln sprang.

Nachdem uns um 8:15 Uhr die Rezeptionsmitarbeiterin unsanft aus unserem morgendlichen Trott riss, um uns zu Eröffnen, dass wir unser Zimmer doch noch vor der Tour wechseln müssen (obwohl wir am Vortag mehrmals besprochen hatten, dass wir erst nach unserer Tour ein anderes Zimmer beziehen), fuhren wir voller Vorfreude in Richtung Ticket Office. Ein Tagesticket kostet pro Person 20 USD, ein 3-Tages-Pass 40 USD und ein Wochenticket 80 USD. Wir haben uns für den 3-Tages-Pass entschieden. An nur einem Tag die unzähligen Tempelstätten anzuschauen, ist quasi unmöglich; selbst drei Tage sind, je nachdem wie viel Zeit man sich pro Tempel nehmen möchte, beinahe ein wenig kurz.

Je näher man von der Innenstadt am Old Market vorbei in Richtung Angkor Tempelstadt fährt, desto voller werden die Straßenseiten, die zunehmend mehr mit Essensständen, Klamottenauslagen und allerlei Souvenir-Tuk-Tuk-Läden gesäumt sind. Dies ändert sich wieder schlagartig, sobald man den ersten Ticketkontrollpunkt passiert hat. Von da an wuselt man sich mit seinem Tuk Tuk durch unzählige weitere Rikschas, Mopeds und Fahrradfahrer, die alle zu den vielen Sightseeing Spots unterwegs sind.

 

 

Bevor man die erste "Steinansammlung" zu Gesicht bekommt, fallen einem die Massen an Chinesen auf, die ohne Ausnahme mit Fotoequipment für mehrere vierstellige Eurobeträge ausgerüstet sind und vor riesigen Objektiven und (teilweise mehreren) DSLR-Kameras kaum noch laufen können. Dies klingt nach einer maßlosen Übertreibung, ich weiß. Aber weit gefehlt: Diese Darstellung entspricht vollkommen den Tatsachen und hat uns beim ersten Anblick ebenfalls schwer erstaunt. Obwohl ich überhaupt nichts gegen das sympathische Völkchen aus dem Reich der Mitte habe, sind diese oftmals steinreichen asiatischen Touristenscharen ziemlich anstrengend mit ihren nie enden wollenden Selfie-Sessions und dem lauten Geschnatter, das jede mystische Tempelatmosphäre ein wenig zunichte macht. Es hilft in jedem Fall diesen Busreisegruppen so gut es geht aus dem Wege zu gehen.

 

 

Nichtsdestotrotz ist alleine schon der Park, in dem die verschiedenen Tempel zu finden sind, einen Besuch wert! Wunderschöne uralte Baumgruppen, ein kleiner Teich und ein kleines Flüsschen nach dem nächsten sowie einige wild eingewachsene Mönchskloster machen den Park zu einem Ort, den wir so noch nie gesehen hatten. Ein Ort voller Gegensätze! Zwischen den Touristenscharen und vermutlich gar nicht mehr so armen Besitzern der (völlig überteuerten und meist relativ miesen) Restaurants, tummeln sich viele scheinbar bettelarme Kinder, die einem in fließendem Englisch, Französisch oder gar Deutsch Postkarten, Armbänder und Tücher aus ihren Bauchläden verkaufen möchten oder einfach nur um Geld "für die Schule" bitten. So wehleidig und mitleiderregend sie zum Teil wirken, so sonderbar schablonenhaft ist ihre vermutlich einstudierte Masche, die bei allen völlig identisch ist. Wie überall in Südostasien empfiehlt es sich, diesen noch so armen Geschöpfen keinen einzigen Cent zu geben, da man damit diese Art von unwürdiger und grausamer Kinderarbeit nur weiter unterstützt. Wer Gutes tun möchte, der geht in die vielen Cafés und NGOs, die Waisenhäuser, Schulen etc. sowie ortsansässige Vereine bei ihrer Arbeit gegen Kinderausbeutung unterstützen und zusätzlich in der Regel als Ausbildungscafés fungieren.

 

Banteay Kdei & Sras Srang

An unserem ersten „Angkor-Tag“ brachte unser Fahrer uns zu Beginn der Tour zum Tempel Banteay Kdei und dem gegenüberliegenden Sras Srang. Völlig überwältigt von dem imposanten Eingangstor der Tempelanlage kamen, kaum eingetreten, mehrere Khmer auf uns zugeeilt, um uns Malereien, Tücher, Kleidung, kalte Getränke oder Früchte zu verkaufen. Begleitet vom rhythmischen (für unsere Ohren beinahe eintönigen) „Gedudel“ einer kleinen Khmer-Combo von Landminenopfern, die in Kambodscha leider immer noch täglich mehr werden.

 


 

Als wir nach einigen Minuten Fußweg im eigentlichen Banteay Kdei ankamen, betraten wir im Eingangsbereich eine kleine religiöse Stätte. Dort drückte uns eine liebe Dame ein Räucherstäbchen in die Hand und wünschte uns mit einem kleinen Armband ein „Long lei’“ und „Good luck“. Ein natürlich für uns noch sehr fremder Brauch, der trotzdem etwas beruhigendes und geheimnisvolles hat.

 

 

Banteay Kdei ist ein wirklich wunderschöner Tempel, inmitten eines Waldstücks und im Vergleich zu Angkor Wat, Bayon Temple oder Ta Prohm etwas weniger bombastisch. Als Start eignet er sich aber hervorragend, auch wenn leider einige Teile davon nicht mehr so gut erhalten sind.

 

 

Gegenüber von Banteay Kdei liegt Sras Srang, das wie ein in der Zeit von König Suryavarman II. künstlich angelegter riesiger Teich wirkt und heute als Aussichtspunkt und Erholungsstätte dient. Dort gibt es eigentlich wenig zu sehen. Wir hatten großes Glück als ein Bauer mit seinem landestypischen Viehkarren vorbeifuhr.

 

 

 
Pre Rup

Einige Kilometer weiter kommt man zum Pyramidentempel Pre Rup, der relativ freistehend auf einer „riesigen Lichtung“ steht. Im Vergleich zu vielen anderen Tempeln, die oft mit Moos bewachsen sind und dadurch teilweise leicht grünlich wirken, hat dieser Tempel fast ausschließlich rötliches Gestein und ist damit eine wunderschöne Erscheinung. In der Mitte stehen einige große Türme und man kann die steilen Stufentreppen auf eine große Empore hinaufsteigen. Von dieser hat man einen atemberaubenden Blick und bekommt einen ersten Eindruck, wie herrschaftlich und bedeutend die Bauten wohl früher gewesen sein müssen. Pre Rup diente im Khmer-Reich als Staatstempel und war gleichzeitig ein Modellvorbild für den weltberühmten Angkor Wat Tempel.

 


 

 
East Mebon

Als wir wieder einige Kilometer weiter am East Mebon Temple ankamen, begann es zu Regnen. Und wer glaubt, naja mit einer guten Regenjacke und bei den warmen Temperaturen beeinträchtigt das ja quasi überhaupt nicht, der irrt! Innerhalb von einer Minute ändert sich das Wetter von leicht bewölkt in einen heftigen Monsunregen und selbst mit großen Regenschirmen stellt man sich besser unter einen schützenden Baum, um nicht pitschnass zu werden. Mitten im prasselnden Regen trieb ein vollkommen unbekümmerter Bauer seine Handvoll Wasserbüffel am Tempel vorbei, bei dessen Anblick wir den Regen allerdings völlig vergaßen.

 

 

Das große Glück (zumindest meistens): Genauso schnell wie es anfängt, hört es auch wieder auf. Nach 20 Minuten heftigsten Regenfällen, schien wieder die Sonne. Bei einer Luftfeuchtigkeit von geschätzten 100% fühlt sich die Temperatur von 32 Grad indessen schlagartig an wie ein Aufguss in einer Sauna. Nichtsdestotrotz ist der ehemalige Inseltempel East Mebon ein ebenfalls wunderschöner Tempel mit seinen unzähligen Elefantenstatuen. Heute steht er inmitten von grünen Reisfeldern, da das ehemalige Wasserreservoir des Khmer-Reichs, der östliche Baray, ausgetrocknet ist.

  


 


Ta Som

Nach einer etwas längeren Fahrt mit unserem Tuk Tuk kamen wir am buddhistischen Tempel Ta Som an. Dieser liegt mitten im Dschungel und besteht leider zu großen Teilen nur noch aus Ruinen, die überwiegend stark bewachsen sind. Wirklich spannend ist dennoch das Eingangstor, welches mit einem imposanten Gesichterturm geschmückt ist. Er gilt als typischer Flachtempel des Angkor Parks, das heißt er besitzt keine großen Emporen oder Galerien und wird oft als die kleinere Version des Ta Prohm Tempels bezeichnet. Die riesigen, alles überwuchernden Würgefeigen machen diesen Tempel in jedem Fall zu einem großartigen Erlebnis.

 



 


Neak Pean

Bevor wir zum Inseltempel Neak Pean gelaufen sind, wurden wir von unserem Fahrer zu einem der unzähligen Angkor Park „Restaurants“ gebracht. Obwohl wir den Preis des horrend teuren Gerichts, das wir uns trotz größeren Hungers geteilt haben, bis auf knapp die Hälfte heruntergehandelt hatten, war das mehr als unterdurchschnittliche Essen immer noch deutlich zu teuer. Etwas missmutig gelaunt machten wir uns also auf den Weg zum nächsten Tempel.

 

 

Der Tempel Neak Pean selbst ist eigentlich eher unscheinbar und kann getrost vernachlässigt werden, dennoch ist die Anlage und Umgebung eine absolute Wucht! Die frühere Insel Neak Pean liegt inmitten eines künstlichen Staubeckens des nördlichen Baray, der ebenfalls teilweise ausgetrocknet ist. Der Weg dahin führt über einen Steg, der durch ein überschwemmtes Gebiet geht und damit zur absoluten Traumkulisse insbesondere bei tiefstehender Sonne wird!

 



 


Preah Khan

Der Preah Khan Tempel sollte der Abschluss des „Grand Circuit“ unseres ersten Tages im Angkor Park werden – ein wirklich gelungener Abschluss! Die Tempelanlage ist bemerkenswert gut erhalten und gehört zu den bedeutendsten Flachtempelanlagen im gesamten Park. Der Weg dahin führt über einen Fluss und eine alte Steinbrücke, deren Balustraden mit vielen Statuen geschmückt sind.

 

 

 

Der eigentliche Tempel besteht aus vielen kleineren, aneinandergereihten Hallen, die mit Säulen eingefasst sind und einen kreuzförmigen Bau bilden. Die vier Zugänge bzw. Korridore zur Mitte des Haupttempels haben unterschiedlich hohe Türöffnungen, was uns ein freundlicher Polizist während eines erneuten Wolkenbruchs erläuterte: Durch die größte kam einmal wöchentlich der König, um seine Gefolgsleute zu empfangen. Durch die anderen ging das Volk, durch unzählige aufeinanderfolgende Durchgänge, die zur Mitte des Tempels hin immer niedriger wurden. So war das Volk gezwungen, bereits auf dem Weg zur königlichen Audienz gebückt zu gehen und dem König den nötigen Respekt zu erweisen.

 

 



 

 

Der Ahnentempel Preah Khan diente vermutlich einmal als provisorische Hauptstadt des späten Khmer-Reiches bis die eigentliche Hauptstadt Angkor Thom, mit seinem großen Staatstempel Bayon, fertiggestellt war. In der Mitte des Haupttempels befindet sich ein sogenannter Stupa, ein buddhistisches Bauwerk, das Buddha symbolisiert. Dieser wird von Buddhisten traditionell im Uhrzeigersinn umkreist.

 

 

 


Fazit

Am ersten Besuchstag die „Grand Tour“ durch den Angkor Archaeological Park mit einem Tuk Tuk zu machen, ist aus meiner Sicht absolut zu empfehlen. Man kann sich etwas orientieren und einfinden, wird von einem ortskundigen Fahrer begleitet, der einen mit einigen Tipps und Infos versorgt und beginnt nicht direkt bei den weltberühmten und größten Tempeln, Angkor Wat und Angkor Thom, die man sich damit als Highlight für den Schluss „aufheben“ kann.

Die zwei weiteren Tage haben wir auf eigene Faust mit dem Fahrrad gemacht, was uns sogar noch besser gefallen hat, da man sein eigenes Tempo bestimmen kann. Der Park mit seinen Tempeln ist ungefähr eine halbe Stunde von Siem Reap entfernt und auch für Untrainierte (wie mich) leicht zu erreichen, da alles flach und eben ist. Lies dazu mehr in unseren nächsten Artikeln über unsere Fahrradtour zu Ta Prohm sowie über unseren Besuch von Angkor Wat und Angkor Thom.

  

Lust auf mehr? Hier findest Du unsere Bilder zum Angkor Park - Grand Tour mit dem Tuk Tuk.


Für Entdecker: UNESCO World Heritage Centre - AngkorAngkor Archaeological Park Übersichtskarte

 

  • Es wurden noch keine Kommentare abgegeben. Mache den Anfang und schreibe uns Deine Meinung!

Deine Meinung ist gefragt!

Wir freuen uns auf Deinen Kommentar

0 / 5000 Zeichen Beschränkung
Dein Text sollte zwischen 20-5000 Zeichen lang sein

Wer ist IN FLIP FLOPS AROUND THE WORLD?

Wir sind Melli und Martin, ein Pärchen aus Süddeutschland.

Im Sommer 2015 haben wir unsere 9-to-5-Jobs an den Nagel gehängt und unsere Wohnung gekündigt, um auf Weltreise zu gehen und ortsunabhängig von den schönsten Orten der Welt aus zu arbeiten.

Lerne uns näher auf unserer DAS SIND WIR Seite kennen! Oder schreibe uns, wenn Du persönlich mit uns Kontakt aufnehmen möchtest.

Viel Spaß auf unserem Reiseblog!

Folge uns auf Facebook!

Nach oben